Kühlschränke, Obst, Saft, Blüten, Gelatine, Gläser /
Refrigerators, fruit, juice, flowers, gelatin, jars
Ca. 160 × 250 × 60 cm
(Foto / Photo Tom Fährmann)
Arkadien, Textauszug:
So unzeitgemäß wie Arkadien als Sehnsuchtsformel ist seine inhaltliche Implikation, die klassische Schönheit als idealer Lebenszustand, seitdem der Wirklichkeitskult sie großangelegten Gesellschaftsbetrug denunziert hat. Nur zögernd und gegen den Widerstand der Kulturetappe werden die im 20. Jahrhundert entfesselten Destruktionskräfte gebändigt. Gründe wie Bewahrung, Rekonstruktion, Kontinuität werden wieder leitmotivisch. Die Arbeit von Daniel Bräg spielt sich dabei thematisch sozusagen im Inneren dieser Ausstellung ab. Sie pflegt den schwermütigen Gedanken an Verlorenes und versucht, Erinnerung anschaulich zu bewahren. Ewige Jugend bedeutet dauernde Schönheit und beständiges Glück. Das Gesetz der Zeit aufheben, Vergänglichkeit aufhalten, bewundernde Liebe nicht sterben lassen. Entgegen Poussins Behauptung ein Land imaginieren, in dem der Tod machtlos scheint. Am Ende des christlichen Zeitalters steht die Rückkehr zur griechisch-römischen Ewigkeitsvorstellung der idealen Vollendung in der Immanenz. Aber die Ausdrucksmittel sind so hilflos wie die Hoffnung, das Ziel der Unsterblichkeit zu erreichen: Bräg verstaut in elektrischen Kühlschränken und Konservengläsern, was er verzweifelt vor dem Verfall zu bewahren sucht – symbolische Akte im Protest gegen den Tod. Indem sie die Vergeblichkeit erst richtig vor Augen führen, versetzen sie den Philosophen in jene elegische Stimmung, die arkadisches Glück beim sentimentalischen Betrachter seit jeher ausgelöst hat. Ein moralisches Memento mori steht als Fazit endlichen Todes über Brägs Werk, dieselben Gedanken transportierend, die Goethe vor 200 Jahren beim Anblick von Schillers Schädel bewegt haben. Fehlt den Präparaten zu untotem Tod der arkadische Schauder? Et in Arcadia Ego steht imaginär auf jedem Kühlschrank, jedem Einweckglas des Daniel Bräg.
Johann-Karl Schmidt